Das alles inmitten einer Natur, die mit 300 Sonnentagen im Jahr ebenso gut leben kann wie die eingeschworenen Liebhaber dieser Region. Zu ihnen gehörte der dänische Architekt Joern Utzon. Nachdem er die Oper von Sydney geplant hatte, baute er für seine Familie an der südlichen Ostküste in Portopetro ein Haus, heute eine Referenz für Architektur-Gourmets.
Warum ihn diese Küste faszinierte, ist leicht zu verstehen: gegliedert und variantenreich, eine Perlenkette von Buchten und Stränden, die einen Schönheitswettbewerb ausfechten. Einige sind schüchtern, liegen verborgen, wollen erwandert oder mit dem Boot entdeckt werden. Wer hingegen Sonnencreme sparen will, geht einfach in den Untergrund: Mallorca hat über 3500 Höhlen, davon sind fünf öffentlich zugänglich.
Hier locken die ruhigen Erlebnisse. Ein Spaziergang durch den Naturpark Mondragó, durch die Gärten von Botanicactus, den Tag auf einem Dorfmarkt verbummeln oder die Zeugnisse der Geschichte bewundern: Klöster, Festungen, Wachtürme, Landgüter und das Kronjuwel des Südens: die Inselgruppe Cabrera.
Wenn sie ihren Dienst auf Cabrera antreten, gehen manche Mitarbeiter der Naturbehörde zuerst zum Franzosen-Friedhof und schliessen Frieden mit den Toten. Die Hauptinsel des Archipels ist – kaum zu glauben – administrativ ein Stadtteil von Palma und zugleich – das glaubt man schon leichter – einer der grössten Meer-Land-Nationalparks in Spanien. Cabrera hat viele Tragödien gesehen, darunter die Internierung Tausender französischer Soldaten Anfang des 19. Jh. Seither ist es ruhig. Mit Stichtag 1. Januar 1880 zählte der Balearen-Chronist Ludwig Salvator 400 Ziegen, 95 Schafe, 40 Schweine, 2 Maultiere und 31 menschliche Einwohner. Später war die Insel militärisches Sperrgebiet. Ironischerweise ist es den Schiessübungen zu danken, dass die Natur weitgehend unberührt geblieben ist. Zu sehen sind heute die Spuren einer turbulenten Geschichte, unter anderem eine von Piraten mehrfach zerstörte Burg und die Reste eines Landguts. Und viel, viel Natur. Höhepunkt: die Meereshöhle «Cueva Azul» mit dem blauesten Wasser des Planeten.