Mallorquiner lieben das Landleben. Obwohl traditionelle Gewerbe wenig abwerfen, knattern sie mit ihren Traktoren herum, pflegen ihre Schafherden, arbeiten in Gärten und auf Äckern und schaffen auf dieser grossen Insel ihre kleinen Inseln der simplen Freuden. Viele ernten gerade genug, um Familie und Freunde zu beglücken.
Das Zentrum des Landlebens ist das Dorf. Etwas Pauschales über diesen Kristallisierungspunkt der mallorquinischen Verbundenheit zum Ruralen zu sagen, fällt schwer. Denn genauso individualistisch wie die Insulaner selbst sind ihre Dörfer, bis hin zum Dialekt. Trotz architektonischer Gemeinsamkeiten hat jeder Ort seine eigene Atmosphäre, geprägt von Lage, Historie, Wirtschaft und dem Charakter der Bewohner. Wer also ein mallorquinisches Dorf gesehen hat, der hat … genau dieses eine gesehen.
Was sie gemeinsam haben: Eine riesige Kirche, immer. Und viele Dörfer im Inselinneren sind so aufs Landleben fixiert, dass die Nähe eines Meeres in Vergessenheit gerät. Die Segnungen des modernen Lebens werden bereitwillig in Anspruch genommen. Aber am Genuss der anders gehenden Uhren, der endlosen gemeinsamen Mahlzeiten im Freien, der Plauderstunden in der Dorfbar, der traditionellen Feste und der Pflege all dessen, was als typisch mallorquinisch gilt, halten sie eisern fest.
Dazu kommen unerwartete Entdeckungen. Im Kulturzentrum von Llucmajor steht ein Nachbau des ersten Helikopter-Prototyps der Insel. In Deià lässt sich das ehemalige Wohnhaus eines Giganten der britischen Literatur besuchen: Robert Graves. Pollença ist das inoffizielle Kunsthauptdorf der Insel. In Alaró – nicht in Palma – stehen noch die Reste von Mallorcas erstem Stromkraftwerk. Aber selbst ohne diese Kuriositäten sind die Inseldörfer für das Ferienerlebnis eine Bereicherung, die nur wenige Reiseziele zu bieten haben.
Dem wohltuenden Effekt des Dorflebens auf Mallorca haben viele Besucher nicht widerstehen können. Sie sind geblieben.