Eine Festung als Kunstmuseum. Ein Herrenhaus als opulente Bar. Ein Korsaren-Domizil als Kulturzentrum. Ein Traditionscafé mit Zeitreise-Faktor. Und sogar Jugendstil im besten Alter. Wir präsentieren ein Pralinen-Sortiment für Palma-Feinschmecker. Die Strassen der Innenstadt folgen vielfach noch dem Muster, das die Römer und später die Mauren vorgaben. Danach wurden sie umrankt von Fassaden, die über Italien und Frankreich erzählen, über Gotik, Barock, Renaissance und Ideen des 20. Jahrhunderts. In Palma sind viele Welten aufeinandergetroffen und haben eine neue, ganz eigene Welt geschaffen. Ein Sammelsurium der Baustile, Start- und Endpunkt vieler Reisen. Sogar unterirdisch kann Palma punkten. Beginnen wir damit. Das «Centro Histórico» ist der ehemals von einer gewaltigen Wehranlage umschlossene Stadtkern. Die einzige erhaltene der 12 Festungen, die einst Palma schützten, wurde zu einem Museum für zeitgenössische Kunst umgewandelt: «Es Baluard». Beim Umbau stiessen die Arbeiter auf einen riesigen unterirdischen Wasserspeicher. Der ist heute als Ausstellungsraum «Aljub» (zu Deutsch: Zisterne) zugänglich. Zum Weiterstaunen geht es in die Bar «Ábaco» im ehemaligen Matrosen- und Schiffsbauerviertel La Lonja. Der Rahmen: ein Herrenhaus. Das Setup: komplexlose Retro-Opulenz. Der Gag: ein So-wohnte-man-früher-auf-Mallorca-Museum im Obergeschoss. Verrückt schön und schön verrückt. 500 Stadtpaläste gab es vor 200 Jahren, wenige sind im ursprünglichen Zustand erhalten, und davon wieder nur wenige öffentlich zugänglich. So das heutige Kulturzentrum Casal Solleric, einst Sitz einer Korsarenfamilie und eines Oliven-Tycoons. Wenig beachtetes Glanzstück: der Patio. Im Untergrund verborgen: ein Olivenöl-Depot, heute Raum für avantgardistische Kunst-Installationen.
Mandeleis, Mandelkuchen, Mandelmilch – wer in traditioneller mallorquinischer Manier Erfrischungen, Süsses und inseltypisch gepflegtes Ambiente geniessen will, startet in den beiden Ur-Lokalen des Traditionscafés Ca'n Joan de S'Aigo in eine Wohlfühl-Zeitreise. «Modernisme» ist die katalanisch-balearische Variante des Jugendstils. Das erste Luxushotel Mallorcas, das «Gran Hotel», wurde zur Gänze mit dieser wunderbar verspielten Ästhetik versehen. Später Bürogebäude der öffentlichen Verwaltung, die Schönheit verfiel, dann von einer Sparkasse gekauft, liebevoll restauriert und zum Kulturzentrum umgewidmet. Im heute wieder so genannten «Gran Hotel» zu bewundern: Mallorcas grösstes Tafelgemälde, reingeschafft während des Umbaus und wegen seiner Dimensionen nicht mehr wegzubringen. Wer einen wundervollen Blick auf die Stadt, den Hafen, die Bucht und die umrahmende Landschaftskulisse werfen will, ist im Castillo de Bellver richtig, auf einem Hügel über dem Terreno-Viertel, umgeben von einem lauschigen Park und zudem ein sehenswertes Bauwerk: die perfekt erhaltene einzige gotische Rundburg des Mittelmeerraums.